Ein Meister in
der Glaskunst der alten Römer
Heinz Schade kann Diatretglas herstellen / Personalausstellung im
Glasmuseum
VON INGOLF TSCHÄTSCH
Nur fünf
Menschen in der Welt sollen die Kunst der Anfertigung von Diatretgläsern
beherrschen. Einer von ihnen ist der Glasschleifermeister Heinz Schade
aus Weißwasser. Anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages wurde
im Glasmuseum von Weißwasser am Freitagabend eine Personalausstellung
mit seinen Arbeiten eröffnet.
Die Geschichte klingt unglaublich und doch ist sie wahr. 1958 unternahm
der Glasschleifer Heinz Schade aus der Bärenhütte in Weißwasser den
Versuch, ein Diatretglas herzustellen. Jenes wertvolle Prunkglas, das
unter den Römern im dritten und vierten Jahrhundert seine Blütezeit
erlebte. So edel diese Kunstwerke auch waren, genauso schwierig ist es
bis in die Gegenwart geblieben, sie herzustellen. Schades Versuch
missglückte. Genau 40 Jahre sollte es dauern, als ihm das Kunststück
endlich glückte und er 1998 zum ersten Mal eine Diatret-Vase schuf. 330
Stunden Arbeit hatte er dazu gebraucht.
Der diese Geschichte erzählt, ist der Bundestagsabgeordnete Thomas Jurk
(SPD) aus Weißkeißel. Er hält an diesem Freitagabend im Glasmuseum
Weißwasser die Laudatio auf jenen Mann, der wie kein anderer diese Kunst
der Römer beherrscht – Heinz Schade.
Damit gehört er zu jenen fünf Menschen in der Welt, die noch heute
Diatretglas herstellen können. Der begnadete Glasschleifer und -graveur
feiert am 23. September seinen 80. Geburtstag. Anlässlich dieses
Jubiläums wird im Haus an der Forster Straße am Freitag eine
Personalausstellung mit Exponaten von Heinz Schade eröffnet. Sie ist bis
zum 18. November zu sehen.
Es ist ein festlicher Abend, der ganz dem großartigen Lebenswerk des
Schleifermeisters gewidmet ist, der noch heute in seiner Werkstatt an
Diaretgläsern arbeitet, wie er der RUNDSCHAU verrät. Hanna Krahl und
Veronika Fuchs mit ihren Blockflöten sowie Lena Krahl am Cello von der
Kreismusikschule Dreiländereck geben mit ihrer Leiterin Dorothea
Wollstadt (Tenorflöte) dem Ganzen das musikalische Gepräge. Historiker
und Sammler Siegfried Kohlschmidt aus Cottbus hat auf literarische Weise
versucht, dem Jubilar ein Denkmal zu setzen. Er präsentiert den
Teilnehmern der Veranstaltung sein Fotobuch "Heinz Schade:
Schleifermeister – Meisterschleifer". "Ich wollte seinen Gläsern ein
Gesicht geben", sagt er.
Unter den Zuhörern unter anderem Weißwassers OB Torsten Pötzsch
(Klartext) und ehemalige Arbeitskollegen von Heinz Schade wie Ulli Jando
und Hartmut Thor. Sie beglückwünschen ihn mit einem Blumenstrauß.
In seinen 65 Berufsjahren hat Heinz Schade auch zahlreiche Ehrenpokale
geschaffen, die an Olympiasieger und Weltmeister übergeben worden sind.
Selbst Persönlichkeiten der Weltgeschichte wie Indira Gandhi oder
Altbundeskanzler Gerhard Schröder, der bei einem Besuch in Weißwasser
einen Zarenkelch überreicht bekam, haben Arbeiten des Meisters in ihren
Händen gehalten. Somit ist die Geschichte des Heinz Schade auch ein
Exkurs in die Geschichte der Bärenhütte wie überhaupt der
traditionsreichen Weißwasseraner Glasindustrie mit all ihren Höhen und
Tiefen, wie Thomas Jurk deutlich macht. Mit Bedauern spricht er vom Ende
der Bärenhütte 1997.
Dort, wo einst Schade und Co. Spitzenprodukte der Glasindustrie schufen,
die in alle Welt gingen, liegt heute eine Industriebrache, auf der das
Unkraut wuchert. Aber die Werke der einstigen Glasarbeiter werden die
Jahre überdauern, erklärt Jurk und verweist auf den Titel der
Personalausstellung: "Zeitlose Eleganz in Kristall".
Quelle:
Lausitzer Rundschau, Ausgabe Weißwasser, vom 19.09.2015
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Reizvolle Arbeiten, die Heinz Schade geschaffen hat.
Foto: I. Tschätsch
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